Pressekritiken über das Theater der Kulturinitiative Filou
2004 - 2005 - 2006 - 2007 - 2008

2004

"Die Affaire Rue de Lourcine"von Eugene Labiche, Premiere: 02.01.2004
"Klamms Krieg "von Kai Hensel, Premiere: 15.01.2004
"Trainspotting"von Irvine Welsh, Premiere: 24.01.2004
"Vier aus Papier"von Erhard Schmied, Premiere: 29.02.2004
"Frauen - Macht -Geld"von der Frauentheatergruppe Bloodymary, Premiere: 24.04.2004
"Romia und Julia" frei nach Shakespeare, Premiere: 08.05.2004
"Showgestöber
" vom Tanztheater Filou, Premiere: 10.09.2004
"Drei" von Franziska Steiof, Premiere: 02.10.2004
"Morgen. Findus, wird's was geben" von Sven Nordqvist, Premiere: 05.12.2004

 

2005

"Bubblegum und Brillanten" von Jürgen Baumgarten, Premiere: 05.03.2005
"Norway.Today" von Igor Bauersima, Premiere: 01.04.2005
"Bash" von Neil LaBute, Premiere: 02.04.2005
"Das unverschämte Pianoforte" von Jörg Hilbert & Felix Janosa, Premiere: 24.04.2005
"Schweinchen Babe" von David Wood, Premiere: 18.05.2005
"Spieglein, Spieglein" von Robert Parr, Premiere: 01.07.2005
"Smile - Open the Door", Premiere: 26.08.2005
"Fräulein Else" von Arthur Schnitzler, Premiere: 01.07.2005
"Der Hund von Baskerville", Premiere: 01.07.2005
"Klasse der Besten", von Melanie Gieschen, Premiere:27.11.2005
"Pettersson kriegt Weihnachtsbesuch", von Sven Nordqvist, Premiere:11.12.2005

2006

"Hamlet", von William Shakespeare, Premiere:03.01.2006
"Beckumer Zement", Premiere:21.01.2006
"Heaven's Darling", von Nada Assaad, Premiere:04.02.2006
"Die Nächte der Schwestern Brontë", von Susanne Schneider. Premiere: 12.02.2006
"Robinson & Crusoe",
Nino d´Introna und Giacomo Ravocchio, Premiere: 04.03.2006
"Kartoffel und Toffel", von Motti Lerner, Premiere: 30.04.2006
"Kick & rush", von Andri Beyeler, Premiere: 26.04.2006
"Sinnlos..?",
vom Tanztheater Filou, Premiere: 11.08.2006
"Gestrandet", von Joan MacLeod, Premiere: 11.08.2006
"Lügen haben jungen Beine ", von Ray Cooney, Premiere: 30.09.2006
"TOYSies", von Meike Wiemann & Günter Burchert, Premiere: 03.12.2006

2007

"Reiher", von Simon Stephens, Premiere: 22.02.2007
"Ein Rollator auf Abwegen", von Frauentheatergruppe Bloodymary, Premiere: 23.02.2007
"Charleys Tante", von Walter Brandon Thomas, Premiere: 11.03.2007
"Haus der Treppen",
nach dem Roman von Wiliam Sleator, Premiere: 15.04.2007
"Ronja Räubertochter", von Astrid Lindgren, Premiere: 03.06.2007
"Ich knall Euch ab", von Felix Huby & Boris Pfeiffer, Premiere: 08.09.2007
"Disney on Stage", Premiere: 13.10.2007

2008

"Trüffelschweine" von Kristo Sagot, Premiere: 19.01.2008
"Best of... - 10 Jahre Bloodymary " von Frauentheatergruppe Bloodymary, Premiere: 01.03.2008
"Vampire - für bleibende Hirnschäden keine Garanrtie" von JobAct Beckum, Premiere: 13.03.2008
"Tanztheater Filou meets Westfalen Big Band", Premiere: 07.05.2008
"Ein junger Sommernachtstraum" frei nach Shakespeare, Premiere: 08.06.2008
"Bunbury - Ernst sein ist alles" Oscar Wilde, Premiere: 23.08.2008
"Das Tagebuch der Anne Frank" Goodrich/Heckett, Premiere: 07.11.2008
"Love Letters" A.R. Gurney, Premiere: 22.11.2008
"Eine Weihnachtsgeschichte " frei nach Charles Dickens, Premiere: 06.12.2008

Logik des Stücks ist ein Alptraum

Beckum. Unter der Regie von Christian Tietz spielte Filou "Die Affaire Rue de Lourcine" von Eugene Labiche. Und dabei stimmte so einiges nicht am Freitagabend im Stadttheater. Denn da wachen zwei sonst honorige Herren nebeneinander im Bett auf, gequält vom Nachdurst einer durchzechten Nacht. Der Filmriss in ihrer Erinnerung ist total. Es dämmert ihnen aber qualvoll ein schrecklicher Verdacht: Sie sind Mörder eines unschuldiges Opfers.Die Logik des Stücks war die des Alptraums. Herman Fischer als Mistingue und besonders Clemens Wallmeier in der Rolle des Langlumé gelang es fantastisch, den Weg der beiden aus der Angst, als Mörder entlarvt zu werden, in den Rausch alkoholisierten Wahnsinns zu realisieren. Niemals mit der Schwere der Tragödie, sondern immer so, dass das Augenzwinkern des Autors deutlich sichtbar blieb. Dass Katrin Dobritz, Stefan Brummel und Sven Neubert in ihrer Bühnenwirksamkeit hinter den beiden genannten zurückblieben, liegt weitgehend an der Anlage des Stückes: Ihnen blieb die undankbare Rolle, die Realität des "gutbürgerlichen" Lebens zu repräsentieren, das von der Eskapade der in die Klemme geratenen beiden Herren nur am Rande berührt wird. Gemäß des Gesetztes der Vaudeville-Komödie des 19. Jahrhunderts von Missverständnis, Verwicklung und Auflösung nahm das Schicksal der beiden vor den amüsierten Augen des Publikums seinen Lauf, bis die Welt am Schluss wieder in Ordnung war. Trotzdem, auch nach dem Schlussgesang blieb das Gefühl beim Besucher: Es stimmte etwas nicht an diesem Abend im Stadttheater. Es war das Bühnenbild: Man inszenierte die Handlung in einer schmuddeligen Rumpelkammer. Eher die unaufgeräumte Garage von jemanden, der nichts wegwerfen kann, als der Wohnraum für eine Familie, der es nichts bedeutet, mal eben 1500 Frank an einen Verwandten zu verleihen. Da hält auch die Gedanke, die Einrichtung symbolisiere möglicherweise das chaotische Innere der Figuren, als Erklärung nicht wirklich stand. Aber, so formulierte der Autor des Stückes: "Wir haben gelacht, andere zum Lachen gebracht; ich hoffe, man vergibt uns das." Dem kann man sich anschließen.
Ernst Eggert - Die Glocke vom 05.01.2004

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Wenn der Lehrer zum Feindbild wird

Beckum. Das Stück begann schon vor dem ersten Auftritt. Filou war unterwegs. Die Premiere von Kai Hensels "Klamms Krieg" fand am Donnerstag nicht im Theater, sondern im Albertus-Magnus-Gymnasium in Beckum Stadt.
Und so fanden sich die Zuschauer in einem normalen Klassenraum wieder, saßen an den Schultischen unter dem unvermeidlichen kalten Neonlicht und vor der ebenso unvermeidlich kreideverschmierten Wandtafel. Lange eingeübte Verhaltensweisen stellten sich ein, Erinnerungen wurden unwillkürlich wach. Als Ralf Klatt in der Rolle des Deutschlehrers Klamm vor seinen Leistungskurs trat, brauchte er die Atmosphäre für die bedrückende Handlung des Einpersonenstücks nicht erst aufzubauen.
Sascha hat sich umgebracht. Ihm fehlte ein einziger Punkt, um das Abitur zu bestehen. Weil Klamm ihm diesen Punkt verweigerte, gibt der Kurs ihm die Schuld am Tod ihres Mitschülers und boykottiert seinen Unterricht.
Klamm ist eine Kunstfigur, die die negativen verhaltensweise Einzelner seines Berufsstandes in sich vereinigt: Selbstherrlichkeit, unkontrolliertes Sendungsbewusstsein mit dem Schüler als Feindbild sind einige davon. Vieles könnte auch auf andere
Berufszweige zutreffen. Das Besondere an ihm ist die durch das System Schule geschaffene Institutionalisierung von Überlegenheit des Zensurengebers und der Abhängigkeit, der Schüler im Grunde hilflos ausgeliefert sind,
Dass diese Negativeigenschaften Einzelner sich zu einer glaubwürdigen Person zusammenfügten, war an diesem Abend das Verdienst von Ralf Klatt. Er konnte so sehr überzeugen, dass es den Zuschauern schwer fiel, hinter ihm das zu sehen, als was er gemeint ist, als Konstrukt auf der Basis einer kritischen Systemanalyse.
Das bewies die Diskussion im Anschluss an die Aufführung:
Die schauspielerische Leistung von Ralf Klatt stand außer jeder Frage. Dass gerade aus der Lehrerschaft im Publikum Kritik am Stück laut wurde, die eher formalistischer Natur war, lässt Betroffenheit vermuten, die auf diese Weise verdrängt werden sollte. Sie erzeugt zu haben, dürfen Ralf Klatt und sein Regisseur Christian Tietz als ein Plus mit Stolz auf ihre Leistung für sich verbuchen.
Ernst Eggert - Die Glocke vom 17.01.2004

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Gratulation zu Produktion auf hohem Leistungsniveau

Beckum. Gratulation! Drei Produktionen brachte die Kulturinitiative Filou in diesem Monat als Premieren auf die Bühne, und alle drei spielten auf hohem Leistungsniveau. Und gerade die jüngste von ihnen am Samstag zeigte besonders deutlich: Hier leistet eine private Initiative hervorragende und engagierte Theaterarbeit.
Mit dem Stück "Trainspotting" begab sich das Ensemble um seinen Regisseur Marc Ossenbrink in eine Extremsituation. Irvine Weish erzählt in ihm die Geschichte von Mark Ratten und seinen so ernannten Freunden:
eine Handvoll Loser, die dabei sind, sich durch den Genuss von Drogen selbst zu zerstören.
Extrem ist diese Situation schon von der Aussage des Stückes her: Die Alternative zum Tod auf Raten an der Nadel ist ein cleanes aber hoffnungslos verbürgerlichtes Leben.
Extrem ist auch die Aussageweise des Stückes: Es provoziert, ist phasenweise ekelerregend in Darstellung und Sprache. Das Ensemble ist sich dessen bewusst und warnt Besucher mit niedri-gen Toleranzschwellen vor diesem Stück. Zu Unrecht. Denn hier geht es nicht um ein Spiel mit Bildern und Worten um seiner selbst willen. Die ganze Wahrheit eines Lebens in der Abhängigkeit ist schockierend, in vielen Ausprägungen ekelhaft. Und diese Wahrheit wurde am Samstag im Stadttheater ungeschönt auf die Bühne gebracht. Sich ihr zu stellen, kann man jedem empfehlen.
Extremes verlangt das Stück auch den Darstellern ab. Sie müssen unbefangene Ausgelassenheit ebenso glaubhaft transportieren wie die körperlichen und seelischen Qualen des Entzuges. Und dazwischen die ganze Bandbreite an Gefühlen in den zwischenmenschlichen Beziehungen, die Irvine vielschichtig in die Handlung verwoben hat. Die Gratulation vom Anfang sei hier wiederholt: Sie gilt der Art und Weise, wie die jungen Darsteller, in Sonderheit Tim Mackenbrock und Gero Lueg, diese Aufgabe lösen. Falsch behandelt hätte die Handlung leicht ins Peinliche abgleiten können. Das Ensemble vermied das durch beeindruckende Disziplin bei aller gekonnt vorgetragenen Emotionalität.
Ein übriges zum Gelingen der Inszenierung trägt die Lösung bei, Szenen mit Videosequenzen zu unterlegen, alles zu einer Szenenkollage zusammenzufügen und mit einer gut themenbezogenen Musik zu untermalen. Wie erwähnt: Gratulation.
Ernst Eggert - Die Glocke vom 27.01.2004

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"Papier-Feinden" kräftig getrotzt

Beckum. So also geht es im Kindergarten zu, wenn die Kinder und ihre Erzieherinnen nach Hause gegangen sind. Filou zeigte es. Das Publikum, eine Mischung aus Kleinen bis "ganz Großen", genoss es mit sichtlichem und hörbarem Vergnügen. "Die Vier aus Papier" war die vierte Premiere in diesem Jahr, die am Sonntagnachmittag über die Bühne des Stadttheaters ging.
Erhard Schmied, unter anderem Mitautor der Fernseh-Krimiserie "Tatort" und Autor der legendären Radioserie "Papa, Charlie hat gesagt...", erweckt in seinem Stück vier Figuren zum Leben. Drei wurden auf ihren Zeichenblättern achtlos auf dem Boden zurückgelassen: "Grr", das Super-Monster (Bianca Austermann), das kleine "Krickelkrakel" (Kristina Feichtinger) und "Fanti" (Kati Peterleweling), das etwas überdrehte Tier. Auf sie herab blickt aus ihrem Rahmen die Prinzessin (Meike Wiemann), die so hochmütig wie ihr Name lang ist: Anna-Johanna-Katharina-Anastasia-Sissi-Diana Diejenige.
Die vier zanken sich, haben sich lieb oder auch nicht, toben über die Bühne, spielen miteinander, singen. Ganz so wie Kinder sich benehmen würden. Kein Wunder, die haben sie ja schließlich gezeichnet. Alles rasant in Szene gesetzt. Da kam nicht einen Augenblick Langeweile auf. Die Bedrohung durch "Papier-Feinde" wie Schere, Kleber, Radiergummi und vor allem die Putzfrauen lässt sie schließlich erkennen, dass man stark ist, wenn man einander hilft. Es war, als wären die Rollen den vier Akteurinnen auf den Leib geschrieben worden. Besser hätte man die vier unterschiedlichen Typen nicht besetzen können von großkotzig laut bis babyhaft kindlich.
Die Kleinen im Zuschauerraum dankten es mit häufigem Gelächter, die Großen genossen es und spendeten Szenenapplaus. Günther Burchert schrieb die Musik zum Text. Poppiger Sound, von den Vieren angemessen interpretiert. So wie sie sangen, würde man ihnen durchaus noch eine Steigerung zutrauen. Alles in allem waren das 50 absolut gelungene Minuten für alle Beteiligten, Darsteller wie Publikum. Wer sie versäumte, kann den Besuch am 21. März nachholen oder eine Aufführung für seinen Kindergarten buchen.
Ernst Eggert - Die Glocke vom 02.03.2004

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Mit intelligenten Pointen und Kreativität überzeugt

Beckum. Schwer zu sagen, wer am Samstag mehr Spaß hatte: die engagierten Mitglieder von "Bloodymary" auf der kleinen Bühne des Stadttheaters oder das Publikum davor. Eins jedenfalls steht fest: Die Premiere der neuesten Produktion von "Bloodymary" war ein Treffer.
Die Gruppe zeigte fast zwei Stunden lang Sketche unter dem Thema "Frau - Macht - Geld". Schon die Formulierung erweist sich als gelungener Wurf. Die Elemente lassen sich, jedes Wort allein genommen, interpretieren. Man kann es von der Lautung her als Feststellung verstehen. Man kann eine Aufforderung daraus machen.
"Bloodymary" nutzte alle drei
Möglichkeiten, gestaltete sie in amüsanten Texten, organisierte einfallsreich Szenen, dekorierte diese mit ebenso ideenreichen Kostümen, mischte Dialogisiertes mit Gesangsnummern. Die Aussage: Macht und Geld sind Ziele, die Frau nicht nur ins Auge fasst, sondern durchaus erreicht. Wenn auch manchmal mit so mancher Komplikation.
Die Stärke von "Bloodymary" ist ihre Kreativität. Die Gruppe sprüht vor Ideen. Da verwandelt man sich in Münzen und Scheine, Samenzellen oder Hühner. Da wird ein störrischer Backautomat zur Grundlage einer florierenden Ich-AG. Man steigt auf in die himmlischen Höhen des Tors zur Seligkeit. Man führt Gespräche nur mit Markennamen oder
zieht durch den Zuschauerraum als Mitglieder einer Drückerkolonne.
Und alles mit intelligenten Pointen, die um Klassen besser sind als die dümmlichen Scherze der Comedy-Shows an den Fernsehwochenenden.
Wenn doch nur nicht das eine oder andere Mitglieder der Gruppe mit der Attitüde auf die Bühne käme: "Nun seht doch mal, wie gut ich bin!" Aber das störte im Verlauf des Abends immer weniger und lässt sich durch eine aufmerksame Regie abstellen.
Und keinesfalls soll es den positiven Eindruck von der Gesamtleistung der Gruppe schmälern, die den Beifall, der immer wieder aufkam, voll verdiente.
Ernst Eggert - Die Glocke vom 29.04.2004

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Shakespeare-Dramamutig modernisiert

Beckum. Der Filou-Theaterkursus für Jugendliche stellte mit "Romia & Julia" am Samstag sein drittes Projekt vor. Die Gruppe hatte Shakespeares Romeo einer Geschlechtsumwandlung unterzogen. Sie präsentierte ihn dem fast vollbesetzten Stadttheater als Romia, als junge Frau.
Die Bearbeitung aus der Feder von Meike Wiemann verändert Shakespeares Drama aus dem Jahr 1596 vom Streit der beiden italienischen Nobelhäuser zum Zwist zweier Familien, deren Oberhäupter sich als Kontrahenten im Wahlkampf feindlich gegenüber stehen. Die romantische Liebesbeziehung zwischen einem jungen Mann und der Tochter des Familienfeindes wird zur nicht weniger romantischen lesbischen Beziehung.
Man saß zu Beginn der Vorstellung mit skeptischen Gefühlen im Parkett: Würde Sir William aus Stratford das aushalten?
Immerhin musste der klassische Dichter noch einiges mehr wegstecken: den sprachlichen Stilmix, mit dem Meike Wiemann den Text bearbeitet hat. Oder ein Umfeld der beiden weiblichen Liebenden, das deren Beziehung als völlig alltäglich hinnimmt, ohne es im geringsten zu problematisieren. Ferner eine Gruppe von jungen Frauen, die typisch männliche Verhaltensmuster unverändert übernimmt.
Shakespeare war nicht nur Dichter, sondern auch Bühnenpraktiker. Und so würde er Verständnis dafür gezeigt haben, dass äußere Gegebenheiten wie die Zusammensetzung einer Schauspieltruppe zu ungewöhnlichen Inszenierungen führen. So wie die Jung-Filous sich mit der Tatsache auseinandersetzen mussten, bei absolutem Frauen-Überschuss nur drei männliche Rollen original besetzen zu können. Vielleicht hätte er die Flexibilität und den Wagemut der Truppe sogar gelobt.
Und sicherlich hätte er das Engagement der Truppe zu würdigen gewusst, mit der die jungen Darsteller sich in ihr Projekt eingaben. Er hätte wohl auch den beiden Hauptdarstellerinnen, Linda Krull und Kati Bönisch, ein Lob ausgesprochen. Ihnen gelang es, zarte Gefühlsregungen ohne jede Peinlichkeit öffentlich über zu bringen. Und er hätte in dieses Lob die Regie von Meike Wiemann, die die beiden führte, mit einbezogen.
Er hätte auch noch so manches andere verziehen, wenn er bemerkt hätte, dass die Zuschauer auch an diesem Abend von der Tragik des Schicksals seiner beiden Liebenden nicht unberührt blieben. Und Anteil hatten sie alle genommen. Anfangs skeptische Zuschauer einge-schlossen.
Ernst Eggert - Die Glocke vom 12.Mai 2004

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Tanztheater Filou imponiert mit Reise durch Musical-Welt

Beckum. Das muss aber besser werden! Mit der Premiere von "Showgestöber" meldete sich das Tanztheater Filou zurück, aber der Saal war bei der Premiere nur zu gut Dreiviertel besetzt. Beckums Publikum ist noch nicht wieder auf die beginnende Theatersaison eingestellt.
Dabei war die erste Vorstellung dieses Theaterwinters ein idealer Auftakt. Die 28 jungen Damen des Tanztheaters Filou zeigten am Freitagabend in sechzehn Bildern einen rasanten Querschnitt durch die Welt der Musicals und einen beeindruckenden Beweis ihres Könnens. Fast zwei Jahre engagierter Arbeit fanden in dieser Aufführung ein insgesamt begeisterndes Ende.
Nur wer den harten Probenalltag kennt, kann nachempfinden, was es gekostet hat, wenn dann auf der Bühne alles so selbstverständlich leicht aussieht. So wie an diesem Abend.
Wenn einer, der dem Genre Tanztheater eher indifferent gegenübersteht, nach zwei Stunden aus dem Theater geht mit dem Gefühl, gut unterhalten worden zu sein, hat das seine Gründe.
Sie sind kaum im Bereich der Bühnentechnik zu finden. Sie unterliegt den bekannten finanziellen Zwängen: Die Bühnenbeleuchtung im Filou reicht nach wie vor kaum für das Nötigste. Eine Musicalaufführung verdient einen satteren Klang als den der hauseigenen Anlage.
Aber: Das für eine Amateurgruppe hohe Leistungsniveau wurde schon angesprochen. Es imponiert sowohl in der kollektiven Harmonie als auch in den Einzelleistungen.
Und: Sechzehn verschiedene Themen aus sechzehn unterschiedlichen Musicalwelten zu einem Ganzen zu vereinigen, bedarf einer einfallsreichen Inszenierung. Genau das bot das Team Bettina Essmeier, Carolin Quos und Frank Rossa. Ihre Choreographie überraschte mit immer neuen Einfällen, verlegte Teilhandlungen in den Publikumsraum, ließ Bilder entstehen und fließend ineinander übergehen, nutzte das karge Bühnenbild zu immer neuen Möglichkeiten. Lediglich die harten Schnitte in der Musik zur "West Side Story", denen die Tänzerinnen natürlich mit unterworfen waren, hatten im Gesamtrahmen zwar ihr Recht, wirkten aber unfertig.
"We Go Together" hieß der letzte Titel des Abends. Gut gewählt. Denn es ging wirklich alles zusammen bei dieser Aufführung. Das Publikum wusste es zu schätzen. Der Tipp zum Schluss: eine der kommenden Aufführungen unbedingt besuchen.
Ernst Eggert - Die Glocke vom 14.09.2004

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"Drei", die wieder zu leben beginnen

Beckum. Sechsmal ausverkauft waren in dieser neuen Theatersaison schon Eigenproduktionen der Kulturinitiative Filou. Diesmal war es die Premiere von Franziska Steiofs "Drei", die trotz der starken Konkurrenz durch das "Kneipenfestival" den Zuschauerraum der Kleinen Bühne des Stadttheaters bis auf den letzten Platz füllte.
Den Premieren-Besuchern wurden 45 ausgesprochen kurzweilige Minuten geboten, und zwar in einer grandiosen Mischung aus Tragik und Komik.
Die Drohung anstehender Entlassungen in ihrem Unternehmen bringt drei Männer dazu, über ihre Existenz, ihre Position in der Firma und im Leben nachzudenken. Sie treffen sich an der Theke und stellen in verschiedensten Szenarien ihre Ängste, Träume und Neigungen dar. Alptraum und Gelächter treffen aufeinander in realen und virtuellen Räumen zwischen den Barhockern.
Die drei Schauspieler boten eine überzeugende Leistung auf der Bühne. Sie erwiesen sich als die ideale Besetzungen, denen die Rollen auf den Leib geschrieben schienen: Hermann Fischer als der verkopfte Rüdiger mit dem Wunschtraum einer animalischen Sexualbegegnung; Ralf Klatt, der Sunnyboy, der doch nicht so ganz "sunny" sein konnte, weil der Sportplatz seines Lebens seine Träume von sanfter Zweisamkeit nicht erfüllt; und Hubertus Ruhmann, als der ein bisschen undurchsichtige, weil unsichere Felix, dessen Lebensplan durcheinander geraten ist, nachdem die Freundin ihn verließ. Alle drei stehen vor der Aufgabe, ihr Leben nach einer möglichen Entlassung neu konzipieren zu müssen.
Die drei führten selbst die Regie. Sie hatten auf Drive gesetzt. Da gab es keine Längen. Umso mehr hätte vielleicht das eine oder andere Einhalten in den Dia-und Trialogen den Eindrücken mehr Raum gegeben, um zu wirken. Trotzdem dachte der Besucher zum Schluss: "Schade". Denn sowohl das Stück als auch seine Darsteller ließen ihn bedauern, aufstehen zu müssen und zu gehen. Was das Publikum zu sehen bekommen hatte, war Genuss erster Sorte. Da hätte man gerne noch länger zugesehen und zugehört. Aber dazu konnte auch der lange, verdiente Schlussapplaus nicht verhelfen.
Ernst Eggert - Die Glocke vom 05.10.2004

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Mit Findus und Pettersson in den vorweihnachtlichen Trubel

Beckum. "Der Weihnachtsmann muss kommen!" stellte Findus mit aller Entschiedenheit am Sonntagnachmittag im Stadttheater fest. Bei der Premiere von "Morgen, Findus wird's was geben" von Sven Nordquist stimmten die zahlreichen jungen Zuschauer nur zu gerne zu.
Aber genau mit diesem Weihnachtswunsch seines Katers Findus beginnen die Probleme des Herrn Pettersson. Er versucht sie zu lösen, indem er sich daran macht, einen mechanischen Weihnachtsmann zu konstruieren. Die großen und kleinen Zuschauer verfolgten mit sichtlichem Vergnügen, wie Pettersson dabei immer wieder von Findus gestört wird. Aber trotz aller Anstrengung scheint der Erfolg zweifelhaft. Auch als sich ein merkwürdiger Briefträger und ein Vertreter mit einem Koffer voller Weihnachtsware in das Geschehen einmischen.
Wer für ein Publikum spielt, indem Erwachsenen und Kinder gleichermaßen unterhalten werden sollen, schließt Kompromisse, um die einen mit zu unterhalten, ohne die anderen zu überfordern. Birgit Bals-Teckentrup (Briefträger und Koffermann), Meike Wiemann (Findus) und Christian Tietz (Pettersson) lieferten dabei an diesem Nachmittag einen guten Job ab. Ein Briefträger mit einer Mütze wie ein Kaffeewärmer auf Skiern hatte schon allein optisch auch für die Jüngsten seinen clownesken Reiz. Ebenso die "Tee-Eingieß-Attamatik", mit der Findus seinen Herrn überrascht. Und überhaupt verlieh Meike Wiemann ihrem Findus so viel an katzenhafter Verspieltheit, dass sie sich direkt in die Herzen ihrer Zuschauer spielte. Dass dieser Findus dabei weniger "katerhaft" als vielmehr mit den Eigenschaften weiblicher Katzenhaftigkeit agierte, dürfte eher den Erwachsenen aufgegangen sein und tat der Vorstellung nicht den geringsten Abbruch. Im Gegenteil.
Christian Tietz spielte einen eher sachlichen Herrn Pettersson. Obwohl die Person in sich stimmig erschien, und obwohl man mit Schmunzeln verfolgte, wie er sich durch das Gewirr seiner Schwierigkeiten wand, nahm sich Tietz in dieser Rolle vielleicht etwas zu sehr zurück. Gerade den Kleinen, die es in ihren Geschichten eher plakativ lieben, hätte es gefallen, wenn Christian Tietz noch etwas mehr von seinen Fähigkeiten als Komödiant gezeigt hätte.
Ein junges Publikum ist kritisch und spontan. Am Ende der Vorstellung wurde nicht nur geklatscht, es wurde dazu noch getrampelt. Was könnte ein größeres Lob für die Akteure auf der Bühne sein?
Ernst Eggert - Die Glocke vom 07.12.2004

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Filou-Premiere - Abschied mit Theaterabend nach Maß

Beckum. Man wird sie vermissen, die Mitglieder des Theaterkurses für Jugendliche. Unter der Leitung von Meike Wiemann traten sie bei der Premiere von "Bubblegum & Brillanten" zum letzten Mal in dieser Besetzung auf. Vor dem voll besetzten Stadttheater war diese Premiere ein Abschied nach Maß. Nach weiteren Aufführungen am 11. und 12. März wird die Gruppe auseinander gehen.Autor Jürgen Baumgarten verspricht britisch-spleenige Personen und schwarzen britischen Humor. Ob ihm das gelungen ist, mag dahingestellt sein. Immerhin, er arbeitet mit den Klischees, die vom britischen Adel im Umlauf sind. Wobei anzumerken wäre, dass Skat ein in England nahezu unbekanntes Spiel ist, erst recht in den Bridge spielenden Kreisen älterer Damen. Die so durch den Text geformten Personen in der Umgebung von Sir George und seiner Gattin Ellen füllten die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler mit großer Spielfreude voll aus. Es fällte schwer, Einzelleistungen hervorzuheben, ohne den übrigen Mitgliedern des Ensembles Unrecht zu tun. Soll man Kerstin Mertenskötter als die kurzsichtig über die Bühne tapsende Roxy und ihre Verwandlung zum bravourösen Musicalstar hervorheben? Oder Ernest Bektsevic und Lisa Bücker als Gangsterpärchen, das auf seine absolut dilettantische Art versucht, seinen Auftrag zu erfüllen? Oder Markus Dallinghaus in der Rolle des durch nichts aus der Reserve zu lockenden Butlers? Nein, sie alle ebenso wie die hier nicht Genannten waren einfach zum Ablachen. Das Publikum reagierte entsprechend. Simon Winkler und Anna Hübscher als Sir and Lady Middlesome waren die schwierigsten Rollen zugefallen. Wie bringt man die etwas schwerfällig anlaufende Handlung des Stückes in Schwung? Wie bringt man das Gefühl rüber, das man kurz vor dem Selbstmord hat? Und das noch in einer Komödie? Sie lösten diese Aufgabe so gut, dass der Beifall des Publikums ein gerechtfertigtes Lob war. Man kann Meike Wiemann nicht genug ermutigen, ihre Arbeit in der Weise fortzusetzen, wie es diese Aufführung als Ergebnis dokumentierte. Schon allein um das Finale dieses Stückes zu sehen, lohnte es, an diesem Abend ins Stadttheater zu gehen. Am Schluss gab es Blumen für ein glückliches Ensemble, einen ganzen Strauß für eine ebenso glückliche Kursusleiterin und lang anhaltenden Beifall für alle, die an einer gelungenen Aufführung beteiligt waren.
Ernst Eggert - Die Glocke vom 07.03.2005

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Hochachtung vor jungem Ensemble
Beckum. "Norway.Today", das erste Stück des Premierenwochenendes im Stadttheater Beckum, konfrontierte sein Publikum bei ausverkauftem Haus mit einem in der Literatur nicht neuen Thema: Gemeinsamer Selbstmord, um dem totalen Frust ein Ende zu setzen. Der Autor Igor Bauersima mutet seinen Zuschauern und seinen Schauspielern einiges zu: Die äußere Handlung gleich Null.
Überlegungen, wie sie Shakespeare seinem schwächelnden Hamlet in den Mund legt. Angereichert mit ein paar coolen Sprüchen, aufgeblasen zu einem 90 Minuten-Dialog. Zwei Akteure, die die Sammlung des Autors aus dem Bereich aktueller Jugendpsychologie zum Zuschauer transportieren müssen. Dass das Stück nach den Beobachtungen der Theaterkritik zu einem der meistgespielten auf den deutschsprachigen Bühnen gehört, ist noch kein Gütezeichen. Dennoch ging die Rechnung des Autors auch am Freitagabend im Stadttheater auf. Ein sichtlich beeindrucktes, wenn nicht gar ergriffenes Publikum wurde immer mehr in einen Bann gezogen, aus dem man sich am Ende nur schwer lösen konnte. Das war das Ergebnis der gelungenen Inszenierung durch das Team um Christian Tietz, das für Dramaturgie und Regie verantwortlich zeichnet. Das Publikum sitzt auf der Bühne und blickt auf eine dreieckige, in den Zuschauerraum hinein weisende Spielfläche. Die Leere des Theatergestühls wird zur Unendlichkeit, aufgefangen durch eine Videowand, auf der die eingespielte reale Welt als eine virtuelle erscheint. Vor diesem Hintergrund wurde die Premiere ein Abend der beiden 18-Jährigen: Felicitas Braun spielt die Julie, die im selbst inszenierten Tod die erste wirkliche Leistung ihres Lebens sieht. Simon Winkler ist August, für den das ganze Leben ist ein "fake", nichts Reales, er ist darin der Verlierer-Typ. Die beiden leben ihre Rollen. So gut, dass sie spätestens nach der ersten Szene zu Sympathieträgern wurden. Man lachte mit ihnen und ihrer Unerfahrenheit im Leben - auch das war möglich. Man litt unter dem Gedanken, sie in den Tod gehen zu sehen. Man atmete auf, als sie gegen Ende des Stücks auf dem Weg über die Liebe zu dem Ergebnis kommen: Auch der Selbstmord wäre ziemlich "fake". Und man ging nach langem Applaus mit der Hoffnung aus dem Theater, dass diese Erkenntnis sie von ihrem Vorhaben abgebracht habe. Und mit der Hochachtung vor einer Leistung, die in der Erfolgsskala von Filou in den ganz oberen Rängen anzusiedeln ist.
Ernst Eggert vom 04.04.2005

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Eine moralische Gratwanderung
Beckum. Mörderische Geheimnisse und dunkle Lebensbeichten werden häufig im Beichtstuhl oder auf dem Ledersofa eines Psychiaters offenbart. Manchmal aber auch in aller Öffentlichkeit - so am Samstag im Beckumer Stadttheater. "Bash - Stücke der letzten Tage" von Neil LaBute stand erstmals auf dem Filou-Programm und ließ tief in die Abgründe der menschlichen Seele blicken.Drei Geschichten, drei Täter, drei Morde - das Publikum als anonymer, stummer Zeuge. Eindrucksvoll und dramatisch verknüpfen sich Gut und Böse in den Lebensbeichten junger Menschen. In drei Teilen legt "Bash - Stücke der letzten Tage", das im Juni 1999 in New York erstmals aufgeführt wurde, die latente Gewaltbereitschaft scheinbar normaler Wohlstandsbürger in erschreckender Weise bloß. Keine leichte, dafür aber gute Kost. Das zeitgenössische Stück des Amerikaners LaBute verlangte auch den Schauspielern Einiges ab. Für Christopher Zumbült, Simin Soraya, Tim Mackenbrock und Katrin Zumbült galt es, extrem lange Monologe auswendig zu lernen und mit entsprechender Rhetorik vorzutragen. Ein schauspielerischer Kraftakt, den jedoch alle Darsteller bestens meisterten. Die Premiere überzeugte unter der Regie von Christian Tietz auch durch eine simple, aber wirkungsvolle Inszenierung. Die Schauspieler agierten auf der Loge, einige freie Reihen trennten sie vom Publikum, während sich im Hintergrund der dunkle Bühnenraum des Stadttheaters erstreckte. Angestrahlt mit Scheinwerfern oder auch nur durch eine Schreibtischlampe in Szene gesetzt, verstärkten Licht und Schatten effektvoll die Mimik und Gestik der Akteure. Eine intensive, intime Kulisse, die ihre Wirkung nicht verfehlte. Als "allein im Kosmos", so Christian Tietz, sollten die Figuren bei ihren Monologen empfunden werden. Im ersten Teil, "Iphigenie in Orem", erzählt ein erfolgreicher Geschäftsmann und junger Vater (Christopher Zumbült) vom Erstickungstod seines Säuglings, an dem er nicht ganz unschuldig ist. Im zweiten Teil, "Eine Meute von Heiligen", berichtet ein junges Pärchen (Simin Soraya und Tim Mackenbrock) von einer Vergnügungsreise nach New York, die mit dem brutalen Mord zu tun hat. Die dritte Geschichte, "Medea redux", erzählt eine junge Frau (Katrin Zumbült), die als Schülerin ein Verhältnis mit ihrem Lehrer gehabt hat. In einer eigenartigen Mischung aus Verzweiflung und Gleichgültigkeit, aus innerer Kälte und tiefen Gefühlen, aus Resignation und Lebensmut geben die Figuren ihre mörderischen Lebensbeichten ab - die freundliche Erzählerfassade bröckelt nach und nach. Neil LaBute gehört seit seiner College-Zeit der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage" an, und so spielt auch "Bash" im Mormonen-Milieu. Eine moralische Gratwanderung zwischen Normalität und Brutalität. Zunächst etwas sperrig, aber auch deshalb sehenswert.
Anja Husmann - Die Glocke vom 05.04.05

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Nachwuchs besteht Bewährungsprobe
Beckum. Wie ein Kobold wischte das kleine Piano (Isabelle Wamba) bei der Premiere über die Bühne. Zum Vergnügen der Zuschauer im für einen Sonntagnachmittag recht gut besuchten Stadttheater. "Das unverschämte Piano", eine Klaviergeschichte von Jörg Hilpert und Felix Janosa, stand auf dem Programm, eine Koproduktion von Klavierschülern der Musikschule Beckum-Warendorf mit dem Kindertheater und der Tanzklasse von Filou.
In der Tat handelte es sich hier um ein besonders freches Exemplar aus der Gattung Klavier. Es entlief seinem dickleibigen Verkäufer, eindrucksvoll dargestellt durch Max Franzbach. Es erboste Anja Plassmann, die als mahnende Mutter immer wieder versuchte, Ordnung in den gestörten Haushalt Zu bringen. Es machte Jana traurig. Lisa Hoffmann spielte diese Rolle und hatte alle Hände damit zu tun, dieses ungezogene Instrument so zu zähmen, dass beide schließlich doch noch harmonierten. Kati Peterleweling hatte die Rollen gut besetzt.
Die Musik zu den Szenen des Stückes lieferten die jungen Klavierschüler aus Ahlen. Es war der Aufführung anzumerken, dass Mechthild Lendermann darauf bedacht war, möglichst vielen ihrer Schützlinge die Gelegenheit zu einem Auftritt zu geben. Damit verlor das Stück etwas an Dynamik. Auch sie ließen gelegentlich merken, dass es alles andere als einfach ist, so ein schwieriges Instrument zu beherrschen.
Einfallsreich bildete die Filou-Tanzklasse einen belebenden Teil der Szenerie, mit der und vor der die beiden, Jana und ihr Piano, sich auf ihren Auftritt vorbereiteten. Sie tanzten unter der Leitung von Bettina Essmeier.
Das Publikum sah eine Aufführung, die ein Vergnügen für alle war, deren Herz für den Nachwuchs schlägt. Da mussten die "Kleinen" zum Teil zum ersten Mal eine Bewährungsprobe in aller Öffentlichkeit bestehen, mit all dem Lampenfieber und dem Herzklopfen, das zu solch einem Auftritt gehört. Und das taten sie so, dass man alle ermutigen kann:
Macht weiter so!
Ernst Eggert vom 26.04.2005

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Schweinchen Babe fesselt Zuschauer
Beckum. Als letzte Premiere auf der großen Bühne des Stadttheaters vor der Sommerpause präsentierte Filou David Woods "Schweinchen Babe". Im Mittelpunkt Babe, das Waisenschweinchen, das das Leben einer ganzen Farm auf den Kopf stellt und am Samstagnachmittag auch ein ganzes Theater. Strohballen und Festzelttische, Kaffee und Kuchen vor dem Theater und ein zauberhaftes Bühnenbild, das Ludger Bals, Udo Kissenbeck und ihre Helfer mit sehr viel Liebe zum Detail geschaffen hatten, ließen die Stimmung von Ferien auf dem Bauernhof aufkommen. Alles ins rechte Licht gerückt von Stefan Linke an der Belichtungstechnik, musikalisch ausgemalt durch Günter Burchert. 26 Darsteller bringen das Stück engagiert und diszipliniert auf die Bühne: eine kläffende und verspielte Gruppe von Welpen, eine sich blökend artikulierende, gut choreographierte Schafherde. Dazu die Einzelrollen, bei denen jede und jeder der Akteure seiner Rolle die überzeugende Charakteristik verlieh. Babe (Kristina Feichtinger) schafft das Unglaubliche. Das Waisenschweinchen legt Angst und Trauer ab und kann sich mit der Hilfe der Hirtenhündin Fly (Lisa Bücker) seinen Traum erfüllen: Hogget (Hubertus Ruhmann), der Bauer mit dem Minimalwortschatz, macht es zu seinem Hirtenschwein. Daran kann auch die Bäuerin mit ihrem Traum von Speck und Schinken nichts ändern. Im Gegenteil, je länger die Geschichte geht, desto mehr schließt sie Babe ins Herz, dem Kati Peterleweling so viele goldene Züge verleiht, dass diese Bäuerin der Schwarm eines jeden Jungbauern mit der Neigung zu mütterlichen Typen sein könnte. Meike Wiemann und ihre Assistentin Kerstin Mertenskötter in der Regie zogen die sicher nicht immer ganz leicht zu entwirrenden Fäden. Sie machten die Aufführung zu einem Ereignis, das die Aufmerksamkeit des Publikums ausnahmslos bis zum Schluss der 90-minütigen Vorstellung fesselte. Selbst die der vielen ganz jungen Zuschauer. Gibt es ein besseres Erfolgskriterium für die Qualität dieser Aufführung?
Ernst Eggert - Die Glocke vom 20.07.2005

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Der Teufelskreis einer Magersucht
Beckum. Wenn die innere Stimme außer Kontrolle geraten ist, wenn sie beherrscht, bedroht, kontrolliert und Essen unmöglich macht, dann hat der Teufelskreis der Magersucht längst begonnen. Vier junge Frauen haben dieses Thema mit dem Stück "Spieglein, Spieglein" eindrucksvoll auf der Filou-Bühne umgesetzt: Felicitas Braun, Yvonne Johannsen, Katrin Eßer und Carina Schalk. Angebissene Äpfel, verschütteter Joghurt - richtig essen kann Lisa (Yvonne Johannsen) schon lange nicht mehr. Sie ist 17 Jahre alt, magersüchtig und befindet sich in Therapie. Eine innere Stimme (Katrin Eßer) verfolgt die Magersüchtige. Eine Stimme, die brüllt, schimpft, beleidigt und dabei gleichzeitig beste und einzige Freundin ist. Lisa hat die Wahl zwischen Tod und Therapie - für was sie sich entscheidet, bleibt offen. Dass die Frage unbeantwortet bleibt, unterstreicht die gefährliche Hartnäckigkeit einer Magersucht. Aufwühlend und intensiv hat die 18-jährige Felicitas Braun aus Diestedde "Spieglein, Spieglein" von Robert Parr inszeniert. Die Premiere am Freitagabend im Beckumer Stadttheater gewährte einen tiefen Blick in ein seelisches Chaos. Katrin Eßer füllte ihre Rolle voll aus und gab der Stimme in Lisas Kopf eine Gestalt. Auf der Bühne schlüpft sie aus einem großen Reisekoffer, zieht ständig durch Lisas Gedanken. Mal sanft, mal laut und brutal versucht sie, Lisa zum weiteren Nahrungsverzicht zu überreden. Dabei zeigte die 19-Jährige eine bemerkenswerte Mimik, Gestik und Ausdruckskraft. Lisa hat aber erkannt, dass sie krank ist. "Du ziehst mich runter, halt den Mund", versucht sie, ihre innere Stimme zum Schweigen zu bringen. In Yvonne Johannsen erkannten die Zuschauer deutlich und glaubhaft die innere Zerissenheit der Magersüchtigen. Carina Schalk überspitzte gelungen die Figur der aufmunternd-optimistischen Therapeutin. "Wir wollten von Anfang an ein Stück inszenieren, dass anderen etwas bringt. Sozusagen Theater von Jugendlichen für Jugendliche", erklärte Felicitas Braun die Intention des jungen Quartetts. Im November 2004 bewarben sich die vier Freundinnen um den mit 3000 Euro dotieren Jugendtheaterförderpreis der Sparkasse Münsterland Ost. Konzept und Video überzeugten die Jury, die den ersten Preis für "Spieglein, Spieglein" vergab. "Damit haben wir überhaupt nicht gerechnet", erzählt die junge Regisseurin. In Münster gaben die Dramaturgin Britta Hollmann und die Schauspielerin Johanna Kollet wertvolle Tipps. Nach einem dreiviertel Jahr intensiver Probenarbeit hat sich die Mühe schließlich gelohnt: Das Premierenpublikum belohnte mit einem lang anhaltenden Applaus.
Anja Husmann - Die Glocke vom 04. Juli 2005

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Ungewöhnliches Projekt eine Gewinn für alle
Beckum. Experiment gelungen. Hexen, die vom Himmel herunter schweben, ein Moderator au dem Einrad, kreischende Fans an der Rampe, die Königliche Familie und mehr bot sich dem Publikum bei der ersten Premiere der Kulturinitiative Filou am Samstagabend im Stadttheater. "Smile - Open the Door". Eine bunte Schau hatte ihre erfolgreiche Erstaufführung, zu der fast 30 Teilnehmer an Filou-Kursen ihren Beitrag leisteten.
Als die Gruppe Jugendlicher und Erwachsener mit ihren vier Leiterinnen Hilde Broschk, Bettina Essmeier, Miriam Broschk und Bianca Austermann zu dem gemeinsamen Projekt nach Canterbury starteten, war sich noch niemand über wirklich im Klaren. Das Ergebnis: Als die Teilnehmer nach einer Woche intensiver Arbeit zurückkehrten, waren sie sich einig: "Das würden wir am liebsten sofort noch einmal machen". Aus Teilgrüppchen war eine echte Einheit geworden. Was sie aus den Kursen mitgebrachten hatte, und alles, was sie während der Woche in England lernten und kennenlernten, hatten sie einem Stück verarbeitet, das ish sehen lassen kann. Wie die Vorstellung am Samstag bewies.
Gesucht wurde in einem öffentlichen Casting die Gruppe mit dem gewinnendsten Lächeln. Alle Bewerber kamen aus der englischen Szene, alle bemühten sich redlich den erste Platz zu erringen. Mit lautem Spektakel oder auch mit ganz leisen Tönen. Gerade diese Bandbreite machte den Abend aus. Und wer wurde Sieger?
Es blieb dem Publikum überlassen, das auf dem Heimweg zu entscheiden. Wenn es den einer Entscheidung bedurfte. Denn als sich zum Finale alle Beteiligten auf der Bühne versammelten, wurde mit Sicherheit klar: Bei dem Spaß, den alle während der Proben hatten und der Spielfreude, die sie auf der Bühne zeigten - gewonnen hatte alle. Auch das Publikum, dem 60 unterhaltsame Minuten geboten wurden.
Ernst Eggert - Die Glocke vom 29.08.2005

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Facetten einer Persönlichkeit
Beckum. Die Facetten einer Persönlichkeit, dargestellt durch vier Schauspielerinnen, das ist "Fräulein Else". Bei dem Werk von Arthur Schnitzler zeigten Lisa Borghoff, Felicitas Braun, Florence Priddy und Elisabeth Tillkorn in der Hauptrolle im Stadttheater erneut das Potential, das in dem jungen Filou-Ensemble steckt. Unter der Regie von Jens Peters und Sebastian Clever brachten die vier Schauspielerinnen nach nur vierwöchiger Probenarbeit den inneren Monolog des 19-jährigen Fräulein Else auf die Bühne. Fräulein Else ist die Tochter eines berühmten Anwalts, der das Geld der Familie verspielt hat und dem nun eine Gefängnisstrafe droht, wenn er nicht innerhalb von drei Tagen 30 000 Gulden zurückzahlt. Seine Tochter erhält im Urlaub mit ihrem Cousin Paul (Christian Roggenkamp) einen Brief ihrer Mutter, in dem sie gebeten wird, einen Bekannten der Familie (Christian Tietz) um das Geld zu bitten. Dieser verlangt als Gegenleistung, das junge Mädchen nackt zu sehen. Die 19-Jährige ist hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu ihrer Familie und der daraus resultierenden Opferbereitschaft sowie der Verachtung für ihren Vater, da sie sich sicher ist, dass er auf ihre Loyalität baut. Den Entscheidungsprozess, in dem ihre inneren Stimmen miteinander diskutieren, erlebt das Publikum hautnah mit. Denn erneut verlegten die Regisseure die Zuschauerreihen auf die Bühne, so dass die Sichtweisen der vier Seiten von Fräulein Else in jeder Situation nachvollzogen werden können. Dabei überzeugten Lisa Borghoff, Felicitas Braun, Florence Priddy und Elisabeth Tillkorn mit ihrer in jeder Lage angepassten Mimik und Gestik und meisterten auch den Übergang zu ihren Zweitrollen innerhalb des Stücks, bei denen sie oftmals gänzlich andere Charaktere verkörpern mussten. So erlebte der Zuschauer Fräulein Elses Beweggründe für ihr Handeln mit und erhielt die Möglichkeit, die emotionalen Entschlüsse der Teenagerin nachzuvollziehen. Aus ihrer Zwangslage flieht die Anwaltstochter in Exhibitionismus. Nach ihrem Auftritt bricht sie zusammen, wird für ohnmächtig gehalten, ist aber bei vollem Bewusstsein, sodass sie die wahren Ansichten in ihrem Umfeld entdeckt. Den Schluss des Stücks bildet ein wieder gelungen dargestellter innerer Konflikt, in dem sie sich fragt, ob sich ihre Aktion wohl gelohnt haben mag. Sie bleibt mit ihrer inneren Zerrissenheit allein. Alle, die diese Filou-Aufführung selbst erleben möchten, haben noch am 16. und 18. September um 20 Uhr im Stadttheater am Lippweg die Gelegenheit dazu.
Christina Cappenberg - Die Glocke vom 13.09.2005

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Der Hund von Baskerville
Krimi-Musical trifft den Ton der Zuschauer

Beckum. Ein Theaterereignis bot die Kulturinitiative Filou am Samstag ihrem ausverkauften Haus. Die vereinten Kräfte von Stage Chor, Stage Class und Stage Teens präsentierten das Kriminal-Musical "Der Hund von Baskerville" bei einer in jeder Beziehung aufwändigen Premiere. Frank Rossa arbeitete die literarische Vorlage, "Der Hund der Baskervilles", geschrieben 1902 von Sir Conan Doyle, zu einem Musical um. Zusammen mit Nadine Döring und Helena Miko formte er aus dem literarischen Text und geeigneten Titeln aus der Musical-Literatur eine neue Einheit. Ein Produkt, das die Premierenbesucher am Schluss mit stehendem Applaus feierten. Warum steht links unten im Bühnenportal im gesamten Verlauf des Stückes unberührt ein brauner Lederkoffer?
Gehört er dem unseligen Mörder Seldon, der ihn nie mehr mit auf die Flucht nach Amerika nehmen wird? Oder gehört er irgendwie zum Hund von Baskerville, der seine grausige Existenz beweist, obwohl ihn kein Zuschauer zu Gesicht bekommt? Dieser Hund, der das Werkzeug sein soll, den Fluch, der über den Baskervilles liegt, zur tödlichen Realität werden zu lassen? Kein Zweifel, das Tier ist eine Bedrohung. Ein Fall für Sherlock Holmes und Dr. Watson. Wo liegt das schauerliche Dartmoor, das ein sehr plastisch gestaltetes beeindruckendes Bühnenbild in den großen Saal des Stadttheaters zauberte? Und wo Baskerville Hall? Zukünftige Zuschauer seien gewarnt: Auch wenn eine gut gelaunte Darstellerin sich auf der Bühne mit "Gut Goan!" verabschiedete und die vereinigten Chöre von Stage Class und Stage Teens voll Hingabe "Baskaaaville, Baskaaville...," intonierten, es liegt nicht in unserer westfälischen Heimat. Das allerdings konnte den positiven Gesamteindruck, den beide Chöre und ihre Solisten hinterließen, in keiner Weise auch nur ankratzen. Sie ließen die von Rossas ausgewählten Melodien erklingen, als wären ihre Originale nur für dieses Musical geschrieben. Sie bildeten nicht statische Klangkörper. Sie sangen nicht, sie formten Melodie und Text diszipliniert und voll engagiert zu ausdrucksstarken audio-visuellen Erlebnissen. Vor so einem Hintergrund hohen musikalischen Potenzials haben es die Sprechrollen schwer. In vielen Musicals legt man den Schwerpunkt auf die Songs und reduziert die reinen Sprechanteile möglichst weitgehend. Rossa tat das nicht. Einmal bei der Auswahl für Doyles Vorlage entschieden, musste schließlich der Handlungszusammenhang von den Sprechrollen deutlich zum Zuschauer transportiert werden. Die Akteure der Stage Class wurden dieser Aufgabe voll gerecht. Sie zeichneten ihre Figuren anschaulich vor den Hintergrund von Moor, Hall und Londoner Studierstube. Sie agierten gut miteinander, spielten auch gelegentlich nicht ohne Selbstironie. Den Beifall am Ende teilte sich Frank Rossa mit allen Beteiligten gleichermaßen. Wem aber gehörte denn nun am Bühnenrand besagter Koffer?
Ernst Eggert - Die Glocke vom 24.10.2005

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Schüler schlüpfen in eigene Rollen
Beckum. "Wir sind die Besten, die Klasse der Besten" versuchen fünf Schüler am Sonntagabend ihren Erfolg heraufzubeschwören. Für Lisa Bücker und Kerstin Mertenskötter war die Premiere von "Die Klasse der Besten" auf der ausverkauften Kleinen Bühne des Stadttheaters auch die erste selbstständige Produktion.
Melanie Gieschen schrieb das Stück. Fünf hochbegabte Schüler vor dem Abitur treffen sich in der Villa des Vaters zu einem selbst organisierten Seminar. Es soll durch Übungen, wie man sie aus der Managerschulung kennt, ihre Chancen im Kampf um Führungspositionen in ihren zukünftigen Berufen verbessern. Fünf unterschiedliche Charaktere prallen aufeinander, bringen sich gegenseitig allein schon durch ihre Anwesenheit in einem Raum an den Rand dessen, das sie ertragen können oder wollen.
Sie erkennen schließlich, dass der Weg in eine erfolgreiche und zufrieden stellende Zukunft in der Kraft einer verschworenen Gemeinschaft stecken könnte. Dieser Traum von der Solidarität allerdings wird zum Albtraum.
Es war keine leichte Aufgabe, die sich Lisa Bücker und Kerstin Mertenskötter für ihr Erstlingsstück ausgesucht hatten. Es hat kaum äußere Handlung, es lebt von den Dialogen.
Das Problem, das die Gespräche lösen sollen, ist alt: Jugendliche versuchen auf dem Weg in die Welt der Erwachsenen ihre Schwächen zu vertuschen oder zu überwinden und eine Position in dieser Welt zu finden. Man kennt diese Auseinandersetzung. Was die beiden und unter ihrer Führung das übrige Ensemble daraus gemacht haben, ist allerdings etwas Besonderes. Die jungen Akteure spielten nicht irgendwelche ihnen ferne Rollen. Sie zeigten ihre Welt. Sie spielten sich selbst.
Wer das versucht hat, kennt die besondere Schwierigkeit. Würde man hier die Leistung einer oder eines von ihnen herausheben, müsste man sie alle nennen. Was von der klinisch weißen Bühne herüberkam, wirkte authentisch. Da kam Spannung auf bis zum Schluss. Das Gesellenstück der beiden Produzentinnen geriet über weite Strecken zur Meisterleistung.
Ein Lob verdient nach diesem Abend auch die Kulturinitiative Filou. Denn dass diese Premiere ein solcher Erfolg wurde, beweist über das Können des Ensembles hinaus die gute Qualität der Arbeit, die Filou in seinen Kursen leistet.
Ernst Eggert - Die Glocke vom 29.11.2005

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Herzen der Kinder im Handstreich erobert
Beckum. Pettersson und Findus, die bekannten Helden aus den Kinderbüchern von Sven Nordqvist, standen am Sonntag im Stadttheater bei Filou auf der Bühne. Bei der Premiere der zweiten und letzten Weihnachtsgeschichte "Pettersson kriegt Weihnachtsbesuch" begeisterten Meike Wiemann, Christian Tietz und Birgit Bals-Teckentrup ihr junges Publikum.
Kater Findus (Meike Wiemann) ist verzweifelt: Am letzten Tag vor Heiligabend hat sich Pettersson (Christian Tietz) den Fuß verstaucht und kann jetzt weder einkaufen, noch einen Tannenbaum besorgen. Heiligabend ohne Grütze, Schinken, Stockfisch, Fleischklösschen und einen geschmückten Tannenbaum - das ist für Findus eine Katastrophe.
Doch er gibt die Hoffnung auf ein schönes Weihnachtsfest nicht auf. Er wienert das Wohnzimmer mit viel Wasser und Schmierseife und verbindet seinem Pettersson den lädierten Fuß mit allem, was der Kleiderschrank so hergibt. Dann versorgt Findus seinen "Unterhosen-Füßler" mit Tee und Plätzchen.
Auch Pettersson möchte dem Kater - trotz der widrigen Umstände - ein schönes Fest bieten und bastelt einen Tannenbaum aus Zweigen, die er in einen hohen, mit Löchern versehenen Holzstab steckt. Findus schmückt den improvisierten Baum mit Trödel vom Dachboden. Doch das Problem mit dem Festtagsessen ist immer noch nicht gelöst. Umso größer ist die Freude bei Pettersson und Findus, als der Reihe nach die Nachbarn klingeln und das Duo mit weihnachtlichen Leckereien verwöhnen. So wird es ein ungewöhnliches, aber ganz besonderes Weihnachtsfest.
Christian Tietz und Meike Wiemann sind als Pettersson und Findus längst ein eingespieltes Team. Mühelos eroberten sie die Herzen der Kinder, die bei der Aufführung lautstark mitfieberten. Zusammen mit ihren Eltern erlebten sie eine schöne Weihnachtsgeschichte und lernten ganz nebenbei noch ein schwedisches Weihnachtslied.
Auch das aufwändig gestaltete Bühnenbild von Anna Weber und die von Jutta Mertens und Elisabeth Plaßmann entworfenen Kostüme waren ein Erlebnis.
Pettersson und Findus werden noch an drei weiteren Terminen ihren "Weihnachtsbesuch" bekommen: Das Filou-Weihnachtsstück für Kinder ab fünf Jahren wird jeweils um 16 Uhr am Samstag, 17. Dezember, am Sonntag, 18. Dezember, und am Freitag, 23. Dezember, im Beckumer Stadttheater aufgeführt.
Anja Husmann - Die Glocke vom 13.12.2005

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Hamlet-Inszenierung: Sprechtheater pur
Beckum. Reduktion auf das Wesentliche. Bei der ausverkauften Premiere von Shakespeares "Hamlet" stand der erste Schauspielabend bei Filou im Stadttheater unter dieser Prämisse. Christian Tietz inszenierte. "Hamlet" als Kammerspiel. Das Publikum auf einer Tribüne auf der Spielfläche des kleinen Saals. Vor sich eine leere Fläche. Darauf drei Theatersessel, mal Thron, mal Bett, mal Liege. Sie füllten diese Leere nicht. Sie betonten sie. Dazwischen die Akteure. Dunkel gekleidet, kaum eine Farbe. Sie kamen, allein oder in Gruppen, formierten sich neu in der Fläche. Bauten Spannungsfelder auf. Traten ab. Die Zuschauer, allein gelassen mit ihrer Vorstellungskraft. Zweieinhalb Stunden Sprechtheater pur, bei dem die Akteure nichts hatten als Wort und Geste, um Story und Personen lebendig zu machen. Christian Tietz lieferte nicht ein bloßes Beispiel für ein ideologiegefärbtes Aufführungskonzept. Zusammen mit seinem Ensemble präsentierte er eine Aufführung, die unter die Haut ging. An der Auswahl des Stückes lag das nur bedingt. Immerhin verfolgt man seine Handlung heute nicht mehr mit atemloser Spannung. Man genoss den Abend, wenn man beobachtete, wie die zwölf Schauspielerinnen und Schauspieler Charaktere herausarbeiteten und miteinander agieren ließen. Dabei gab Clemens Wallmeier seinem Polonius eine ganz eigene Prägung als dienstbeflissenen Lakai des Königs, manchmal naiv daherredenden Alten, besorgt behütenden Vater. Die bedeutsamen Träger des Abends waren Christopher Zumbült (König Claudius) und Jens Peters (Hamlet). Schon bei den ersten Begegnungen der beiden auf der Bühne baute sich ein Spannungsfeld auf zwischen dem Onkel, der einen Mord beging, und dem Neffen, der den Mord rächen soll. Der Manager der Macht stand dem von Skrupeln zur Unentschlossenheit verurteilten Versager gegenüber. In der Ankündigung zum Stück stellt das Ensemble die Frage: Wollen wir zeigen, dass wir gelernt haben? Und sie antworten mit "Nein". Dennoch: Die Aufführung und ihre Aufnahme beim Publikum zeigten: An diesem Abend kamen Begabungen und ein gutes Stück erlernbarer Spieltechnik erfolgreich zusammen.
Ernst Eggert - Die Glocke vom 05. 01 2006

 

Ausdrucksvolles und gefühlsbetontes Spiel
Beckumer Stadttheater eröffnet die Spielsaison 2006 mit Shakespeares "Hamlet"

Beckum. "Nein, nein, sie spielen nur, vergiften nur im Spiel, kein Ärgernis der Welt", so Hamlet. Mit William Shakespeares "Hamlet", dem wohl berühmtesten Stück der Theaterliteratur, begann am Dienstagabend im Beckumer Stadttheater die Spielsaison 2006.
Im ausgeräumten kleinen Saal saßen die Zuschauer dort, wo sonst die Akteure stehen und auf der sonst mit bequemen Sesseln bestückten Sitzfläche boten die Schauspieler unter der Regie von Christian Tietz eine erstklassige Vorstellung. Ausdrucksvoll und gefühlsbetont schien jedem die Rolle der einzelnen Charaktere auf den Leib geschrieben zu sein. Dabei legt Christian Tietz großen Wert darauf, dass das Wort und die Menschen im Vordergrund der Vorstellung stehen.
Das Theater-Ensemble der Kulturinitiative Filou e.V. ist kein feststehendes und wechselt mit den Stücken. In "Hamlet spielten beispielsweise ein Lehrer aus Beckum und einer aus Warendorf, ein Schüler aus Beckum und eine Schülerin aus Diestedde, ein Zivil-dienstleistender aus Oelde, ein Autohändler aus Beckum, ein Kinokassierer aus Ahlen und Studenten aus Cambridge, Lemgo, Dortmund und Münster mit.
Dreh- und Angelpunkt ist das Land Dänemark, in dem die Welt aus den Fugen gerät. Der König wird hinterlistig von seinem eigenen Bruder ermordet, der in kürzester Zeit die Krone an sich nimmt. Hamlet, der Sohn der Königin, erfährt von dem Anschlag, verarbeitet die Tat in Worten und sinnt auf Rache. Am Ende des Stücks nimmt er sieben Menschen mit in den Tod. Die Zuschauer erleben, wie Menschen um ihr Glück kämpfen und doch verlieren. Nur ein einziger Zeitzeuge bleibt am Ort des Geschehens zurück und kann die gesamte Geschichte von vorne erzählen.
Mitgerissen von der schauspielerischen Leistung zückten einige Zuschauer bei der Beerdigungsszene von Ophelia (Felicitas Braun), .die Taschentücher, und auch in anderen Szenen gelang es den Schauspielern, dem Publikum eine lebensnahe Szenerie vorzuspielen. Für die reife Leistung ernteten die Akteure anhaltenden Applaus, der kaum enden wollte.
Wer keinen Platz in der ausverkauften Premierenvorstellung ergattern konnte, hat die Möglichkeit, das Stück am Donnerstag, 5. Januar, am Samstag, 7. Januar oder am Freitag, 24. März sowie Samstag, 25 März, jeweils um 20 Uhr im Beckumer Stadttheater zu sehen. Karten sind im Vorverkauf im Bürgerbüro der Stadt Beckum erhältlich 025 21/29 222.
Elisabeth Eickmeier - Westfälische Nachrichten vom 05.01.2006

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Zement auf der Bühne alles andere als staubtrocken
Beckum. Zement, der Stoff, zu dem Beckum eine besondere Beziehung hat, lieferte den Titel und die Geschichte, die Bianca Austermann und ihr Ensemble am Samstag ihrem Publikum erzählten. Und im ausverkauften großen Saal des Stadttheaters merkte man schnell, der Beckumer Zement ist absolut keine staubtrockene Angelegenheit.
Die gut 30 an der Produktion direkt Beteiligten hatten sich Anfang 2005 unter der Leitung von Bianca Austermann, Idee und Regie, daran gemacht, aus Recherchiertem und Fantasiertem eine Kollage zu erstellen. Es sollte „ein Stück für und über Beckum" werden, durchstaubt von dem in der Stadt zu Zeiten allgegenwärtigem Stoff, aus dem die Häuser sind. Vier Figuren bilden den Rahmen um eine lose Reihung von Bildern: der ehemalige Besitzer eine Zementwerkes, drei Zementwerker im Ruhestand und der Geist des Sprengmeisters, der bei der Arbeit verunglückte.
Bianca Austermann setzte das Ganze mit einer Fülle brillanter Idee in Szene. Sie verlieh dem Stück Showcharakter, der viel Platz für Tanz, Gesang und Sprechtheater lässt. Einen Moment konnte man befürchten, das Stück drifte in seiner Aussage über den Alltag mit dem Zement in die Idylle: Der „gute Onkel Bomke" verteilt in seinem Werk die Arbeit nach Sympathie und auf den Wink der Heiligen Barbara, die Arbeiter beschäftigen sich eingehend mit dem Konsum von Hochprozentigem, der Kampf der Bewohner gegen den alles bedeckenden Zementstaub macht nichts als Spaß.
Es ist ein Glück für das Stück, dass es an dieser Alltagsidylle so gerade noch vorbeischrammt. Eindrucksvolle Passagen, wie die Gedanken einer von der Einsamkeit im fremden Land bedrückten Gastarbeiterin, das Widerspiel von natürlich vorhandener Arbeitsfreude und dem Frust über den deprimierenden Alltagstrott, die hoffnungslosen Forderungen der durch die Schließung ihres Betriebes betroffenen Arbeitnehmer und der auf der Bühne allgegenwärtige Geist des verunglückten Sprengmeisters steuern die Handlung zurück in die Richtung einer ausgewogenen Gesamtaussage.
Die Mitglieder des Ensembles spielten engagiert. Sie zeigten eine Leistung, die genau dem entsprach, was die Kurse der Kulturinitiative Filou in erfreulicher Weise zum Ziel haben: bei ihren Teilnehmern, diesmal zwischen acht und 54 Jahren, Spielfreude wecken, Fähigkeiten entdecken, fördern und ausbilden.
Die verschiedenen Stadien dieses Weges bis zur Perfektion waren bei der Premiere am Samstagabend zu beobachten. Zur Freude und zum Genuss eines Publikums, dass sich mit Szenenapplaus und anhaltendem Schlussbeifall bedankte.
Ernst Eggert – Die Glocke vom 23. Januar 2006

Geschichte des Zements zum Leben erweckt
Premiere im Beckumer Stadttheater

Beckum. Vergangenheit, Gegenwart V und Zukunft, personifiziert in drei jungen Schauspielern, nahmen die Zuschauer bei der Premiere des Stücks "Beckumer Zement" in Empfang. Immer wieder tauchten sie auf, um die Theaterbesucher von einer Epoche in die andere zu führen. Tanzende Staubkörner wuselten über die Bühne und wurden von einem Trupp Putzfrauen vertrieben. "Ich bin ein graues Staubkorn - Beckum, hier gehör ich hin", sang Claudia Sander-Richter in der Rolle des Staubkorns "Klink".
Die Idee für das selbstgeschriebene Stück kam der Theaterpädagogin Bianca Austermann, die selbst aus Münster stammt. In ihren Augen sind die Zementwerke das erste, was Besucher sehen, wenn sie nach Beckum kommen. Die engagierte junge Frau recherchierte, unterhielt sich mit ehemaligen Zementwerksbesitzern und besichtigte die Anlagen, wo der Baustoff Zement über Jahre in großen Mengen produziert und vielen Menschen einen sicherer Arbeitsplatz geboten wurde.
Der ehemalige Zementwerksbesitzer Erich Bomke, der in dem Stück eine zentrale Rolle spielt und gleich von elf Schauspielern dargestellt wird, hatte in Gesprächen viel zu berichten gewusst. Den Besuchern des bis auf den letzten Platz ausverkauften Stadttheaters wurde ein Teil der Geschichte des Beckumer Zements nahe gebracht. So auch die Begebenheit, als man die Stadt von einem Zement-Belag eingehüllt sah, weil ein Silo übergelaufen war. Untermalt wurde dieses Ereignis von einem Dokumentarfilm, der ein von Zement bedecktes Ortsschild Beckums zeigte, das nur mit Mühe von dem weißen Gut befreit werden konnte.
Doch auch die Begebenheit, dass einer der Sprengmeister während der Arbeit ums Leben gekommen war, wurde aufgegriffen. Er erhielt den Namen "Gosch", geisterte über die Bühne und wurde
von seiner kleinen Tochter, Hannah, gesucht. Ebenso klärte das Stück über das Werken mit der Spitzhacke oder die Situation der Gasarbeiter, die zum Arbeiten mit ihren Familien nach Beckum gekommen waren, auf. Die heilige Barbara als Schutzpatronin begleitete durch die Epochen.
Die Laienschauspieler im Alter von acht bis 54 Jahren, die in zwei Theaterkursen der
Kulturinitiative "Filou" aktiv sind, ernteten für die gelungene Aufführung begeisterten Applaus. Weitere Aufführungen des Stücks, in dem Dokumente und Fantasien vereint sind, finden am 27. und 28. Januar jeweils um 20 Uhr im Beckumer Stadttheater statt.
Elisabeth Eickmeier - Westfälische Nachrichten vom 24. Januar 2006

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Uraufführung "Heaven's Darlings" bei Kulturinitiative Filou
Himmlisch in Herzen der Zuschauer gespielt

Beckum. Im Stehen spendete das Premierenpublikum am Samstag im Beckumer Stadttheater Beifall für die Uraufführung des Stückes "Heaven's Darlings". Es war zugleich ein glänzender Start für die 13- bis 16-jährigen Mädchen (und eines jungen Mannes), die in dieser Konstellation erstmalig auf der Bühne standen. Den Text hatte Nada Assaad (15) innerhalb einer Woche kurz entschlossen geschrieben, nachdem der Theaterkursus lange ergebnislos nach einem geeigneten Stück gesucht hatte. Regie führte Meike Wiemann. Sie nahm die Ideen und Fantasien, die sich während der wochenlangen intensiven Probenarbeit entwickelten ernst, und setzte sie um. In zwei kurzweiligen Stunden erlebten die Zuschauer, wie aus der oft traurigen und gereizten 15-jährigen Florence Audrey Miller (Pia Schwert) mit himmlischem Beistand ein positiv denkender Mensch wurde. Fünf Jahre zuvor hat Flory ihren Vater John verloren, der bei einem Autounfall ums Leben kam (dargestellt von Christian Roggenkamp). Sie fühlt sich schuldig an dem Unfall und macht sich schwere Vorwürfe. Das Alltagsleben mit ihrer überforderten Mutter Alice (Ramona Kahlmeier) und den drei jüngeren Geschwistern, gespielt von Astrid Mertenskötter, Alexandra Gerlieb und Claudia Giesen, ist für Flory ein einziger Kampf. In der Schule tyrannisieren sie die beiden Erzfeindinnen Sarah (Josie ten Weges) und Leslie (Selina Aka). Die Treue ihrer drei Freundinnen, Debbi (Sabrina Ansahl), Joy (Ann-Christin Ingenhorst) und Lilly (Alena Wewer) weiß sie gar nicht zu schätzen. Da greifen beherzt zwei Engel in Gestalt von Nada Assaad und Camille Sprenger ein. Im Himmel sind sie für die Betreuung des Vaters zuständig. Nun eilen sie unerlaubt zur Erde, um Flory als himmlische Bodyguards zu Seite zu stehen. Sie halten die Zeit an, sorgen für mehr Verständnis untereinander und überbringen die Botschaft des Vaters, dass Flory sich nicht schuldig fühlen müsse. Die jungen Akteure verdienen ein großes Lob. Nichts wirkt aufgesetzt und künstlich. Alles was auf der Bühne zu sehen und zu hören ist, kommt von den Jugendlichen selbst und wirkt authentisch. Die Theatergruppe, in der eine große Portion schauspielerisches Talent steckt, spielte sich engagiert und textsicher in die Herzen der Zuschauer. Die zweite Aufführung fand am Sonntagabend statt.
Hildegard Zajac - Die Glocke vom 07.02.2006

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Leise Töne und dichte Atmosphäre sprechen Herz an
Beckum. Hoffnungen und Träume, erfüllt oder nicht erfüllt, begleiteten das Premierenpublikum von "Die Nächte der Schwestern Bronte" durch den Sonntagabend im recht gut gefüllten Kleinen Saal des Stadttheaters. Susanne Schneider schrieb das Stück, Felicitas Braun (Emily Jane), Yvonne Johannsen (Anne), Katrin Zumbült (Charlotte) und Christoph Zensen (Branwell) spielten unter der Regie von Christian Tietz.
Die wohl einzigartige Geschichte der Geschwister Bronte bildet den Hintergrund des Einakters. Anne, Charlotte und Emily Jane verbrachten zusammen mit ihrem Bruder Patrick den größten Teil ihres Lebens in der Isolation des hinterwäldlerischen Haworth. Ohne literarische Vorbildung begannen sie zu schreiben. Ihr Romane gehören zu den herausragenden Werken der englischen Literatur des 19. Jahrhunderts.
Gut in Szene gesetzt hatte Christian Tietz diese äußere literarische Entwicklung der drei. Zwei nahezu identische Szenen zeigten den Prozess: In der ersten zunächst das kindliche Spiel, Fortsetzungsgeschichten zu erfinden, die ernsthafte gemeinsame schriftstellerische Tätigkeit in der zweiten. Eine innere Entwicklung der Charaktere suchte man allerdings vergeblich. Die drei bleiben von Beginn bis zum Ende des Stücks die gleichen. Das allerdings ist eher die Schwäche der Autorin, als das entschieden auszuschließende Unvermögen der Darstellerinnen unter einer
hervorragenden Regie.
Überflüssig im Stück war die Rolle des im Leben gescheiterten Bruders. Auch hier richtet sich die Kritik nicht gegen den Darsteller. Der fügte sich gut in die gemeinsame Ensembleleistung ein. Zwar als Gegenposition zu den mit ihren Romanen erfolgreichen Schwestern gedacht, liefert diese Rolle jedoch keinen wesentlichen Beitrag zur Aussage des Stücks.
Der Abend verlangte die Bereitschaft zuzuhören, dünne Lebensfäden behutsam zu verfolgen, abgerollt von einem Knäuel aus Depression, Einsamkeit, Enttäuschung und Sehnsucht. Aus der Stille heraus gestalteten die drei Darstellerinnen die unterschiedlichen Charaktere der Brontes in leisen Tönen. Sparsam in Gestik und Modulation der Sprache, aber mit der Eindringlichkeit, die das Herz ansprach. So gelang es ihnen, sich mit der Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit zu umgeben, die aus den Sehnsüchten erwächst, die unerfüllt bleiben.
Filou bietet dieses Schauspiel in seiner Reihe für Kinder und Jugendliche an. Diese Entscheidung erscheint wenig glücklich, zumindest was jüngere Altersgruppen anbetrifft. Allen anderen allerdings sei der Besuch einer der noch der folgenden Vorstellungen mit Nachdruck empfohlen . Ernst Eggert - Die Glocke vom 15.02.2006

Fantastische Gegenwelt
Schauspielerinnen lassen die Schwestern Brontë lebendig werden

Beckum. "Zwiefach ist unser Leben hier", mit diesen Worten betrat eine der Schwestern Brontë die kleine Bühne des Stadttheaters in Beckum, das nur zur Hälfte gefüllt war. In schlichte Leinenkleider gehüllt und barfuß schreitend, demonstrierten die drei Schauspielerinnen dem Zuschauer eine Welt, in der die Schwestern Bronte einst im England des 19. Jahrhunderts gelebt haben. Ihr Vater war Pfarrer, ihre Mutter verstorben, und so bauten sie sich abgeschnitten von der Außenwelt in der Nähe des Hochmoors von Yorkshire eine eigene fantastische Gegenwelt auf.
Ihre wundervollen Pläne, in einer Schule Kinder zu unterrichten, schlugen fehl und das gab ihnen zu denken: "Das Leben dreht uns eine Nase und marschiert uns davon."
Ein Gespräch über den Tod einer Weberfamilie, die vom Vater ausgerottet wurde, berührt alle auf unterschiedliche Art und Weise. In Gesprächen beschäftigen sich die Schwestern mit den Themen Liebe und Tod und tauchen zuweilen in eine Phantasiewelt ein. Zufällig entdeckt Charlotte (Katrin Zumbült) Gedichte von Emily (Felicitas Braun) und liest sie. Ihre Schwester Anne (Yvonne Johannsen) hört gespannt zu und beide sind begeistert von den Zeilen. Alle drei entschließen sich, gleichzeitig einen Roman zu schreiben und werden damit erfolgreich. Ihr Bruder (Christoph Zensen), ein Alkoholiker, stirbt und eine nach der anderen scheidet ebenfalls auch aus der Welt.
Die Schauspieler wirkten authentisch und identifizierten sich mit ihren Rollen.
Jeder der Charaktere zeichnete sich durch eine gewisse Beschwertheit, Leichtigkeit, aber auch Angespanntheit aus. Das Publikum bedankte sich bei den jungen Schauspielern mit viel Applaus.
Heute zählen die Schwestern Brontë zu den berühmtesten Schriftstellerinnen Englands. Jährlich zieht es über 220 000 Literaturtouristen nach Haworth, einer kleinen Stadt in Yorkshire, am Rande des Hochmoors. Im dortigen Pfarrhaus schrieben Charlotte, Emily und Anne planmäßig einen Roman und alle erschienen 1847.
Elisabeth Eickmeier - Westfälische Nachrichten vom 14.02.2006

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"Robinson & Crusoe"
Grundproblem des Zusammenlebens eindringlich behandelt

Beckum. Als Premiere angekündigt, eigentlich aber in einer Wiederaufnahme, spielten Marco Ober und Christian Tietz am Samstagnachmittag "Robinson & Crusoe". Das Stück wurde 2002 schon einmal im Garten des Gildehauses aufgeführt. Es wendet sich an ein Publikum im Alter zwischen neun und 99 Jahren. Das Stück beinhaltet das klassische Motiv Daniel Defoes. Das Dach eines im Wasser versunkenen Hauses ist die Robinsoninsel, auf die sich zwei Fremde nach den Abstürzen ihrer Flugzeuge retten können. Als sie sich begegnen, schlagen sie aufeinander ein. Langsam lernen sie: Der Fremde ist nicht der Feind. Als sie wieder aus-einander gehen, fällt ihnen der Abschied schwer. Kommunikation schafft Verstehen, Verstehen vertreibt Ängste, Verstehen verbindet. Das ist die Botschaft, die nach dem Willen der beiden Autoren Nino d´Introna und Giacomo Ravocchio in der Interpretation von Christian Tietz in der Regie übermittelt werden sollte. Eine nicht einfache Aufgabe. Marco Ober und Christian Tietz versuchten es. Sie waren die Clowns, die in ihrer Hilflosigkeit Situationskomik produzierten. Die ihr Publikum zum Lachen brachten, ohne sich lächerlich zu machen. Und es gab eine Menge zu lachen an diesem Nachmittag. Ober und Tietz nutzten ihre komödiantischen Mittel voll aus. Sie weckten Schadenfreude über den Hammerschlag auf den Daumen. Sie belustigten mit Stripteaseszenen. Sie hatten die Lacher auf ihrer Seite, wenn sie den anderen nicht verstanden und falsch reagierten. Aber auf der anderen Seite waren sie die Männer, die zunächst vor Angst sprachlos blieben. Stumme Gewalt war ihr Mittel, ihre Angst kurzfristig zu besiegen. Sie waren die Menschen, die lernten, die Gefühle des anderen zu verstehen, obwohl sie dessen Sprache nicht verstanden. Sie waren die Fremden, die lernten, dass Probleme durch gemeinsames Handeln leichter zu lösen sind. Genau diese Mischung aus Heiterkeit und Ernsthaftigkeit, aus Spannung und Gelöstheit machte die Aufführung zum Vergnügen, von dem man nicht glauben wollte, dass es nach 60 Minuten zu Ende sein sollte. Die Behauptung mag etwas hochgestochen klingen, aber an diesem Nachmittag wurde tatsächlich ein zentrales Thema gesellschaftlichen Zusammenlebens behandelt und eines seiner Grundprobleme dargestellt. Genau das taten Marco Ober und Christian Tietz so, dass sie auch die Kinder im Publikum ansprachen. Denn bei Verlassen des Saales konnte man aus deren Mund hören: "Das war aber schön."
Ernst Eggert - Die Glocke vom 06.03.2006

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Märchenhafte Reise in Welt der Clownerie
Beckum. Mit Clownerie und einer märchenhaften Geschichte präsentiert sich die "JoJo"-Kinderkulturreihe. Bei der Premiere von "Kartoffel und Toffel" im Beckumer Stadttheater begeisterten die beiden tollpatschigen Clowns nicht nur ihre jüngsten Zuschauer.
Meike Wiemarm und Kati Peterleweling eroberten als die beiden Freunde Kartoffel und Toffel die Bühne und erzählten ihrem Publikum die Geschichte der Prinzessin Abigel und ihrem Vater König Paragon, der seine Tochter vor einer Heirat mit dem Lumpenheini aus Kleinhausen bewahren will. Abendteuerlich finden die Prinzessin und der Lumpenheini dennoch ihr gemeinsames Glück. Ohne zahlreiche Rangeleien der Clowns und turbulente Verfolgungsjagden durch den Zuschauerraum ging es aber natürlich nicht. In ihrer Geschichte übernahmen die zwei
Clowns nicht nur die Aufgabe des Erzählers, sondern auch die einzelnen Rollen der Geschichte selbst und stellten dabei Personen, Tiere und das Wetter teilweise sogar gleichzeitig dar.
Jede Menge Fantasie bewiesen die frechen Clowns bei der Auswahl der Kostüme. So ersetzte ein Eimer auf dem Kopf die Krone von König Paragon und eine Strumpfhose wurde zum Erkennungszeichen von Prinzessin Abigel. Ein Bühnenbild aus Leitern diente zudem als Turm oder Kleiderständer. Souverän und mitreißend entführten Meike Wiemann und Kati Peterleweling ihr Publikum in die Welt der Clownerei und bezogen auch die mitfiebernden Kinder in die Geschichte mit ein. Eine weitere Aufführung von "Kartoffel und Toffel" ist am Sonntag, 7. Mai, um 16 Uhr im Beckumer Stadttheater zu sehen.
Katrin Rottmann - Die Glocke vom 03.05.2006

Lumpenheini heiratet die Königstochter
Brillante Unterhaltung mit "Kartoffel und Toffel"

Beckum. Sie huschten durch die Zuschauerreihen, sie küssten, schlugen und traten sich, natürlich nur im Spiel - die beiden Clowns Kartoffel und Toffel wussten, wie sie das Publikum des leider nur halb besetzten Beckumer Stadttheaters in ihren Bann ziehen konnten. Die Premiere des Stücks, dessen Namen mit denen der Clowns identisch ist, war ein voller Erfolg. Das zeigte sich im Applaus, den freudig lachenden Kinderstimmen und Erwachsenen, die sich entspannt zurücklehnten und die brillante Unterhaltung genossen.
Die beiden Schauspielerinnen Kati Peterleweling und Meike Wiemann präsentierten im Rahmen der Kinder- und Jugendtheaterreihe JoJo der Kulturinitiative Filou e.V. und der Stadtmarketing GmbH Beckum ein Stück, das Clownerie für die ganze Familie bot. Dabei gaben sich die beiden Clowns Kartoffel und Toffel größte Mühe, zusammen dem Publikum eine Geschichte zu erzählen. Das sie dabei verschiedenen Personen verkörperten, war für sie ein Kinderspiel und wurde den Zuschauern durch wechselnde Kopfbedeckungen klar gemacht.
In dem Stück ging es um den König von Schlosshausen und seine, in seinen Augen, wunderschönen Tochter Abigel. Der König versuchte mit seinen Mitteln seine Tochter davon abzuhalten, einen gewissen Lumpenheini, einen Niemand aus Kleinhausen, zu heiraten, doch nach verschiedenen Abenteuern finden die
beiden auf wundersame Weise trotzdem zueinander .und damit ihr großes Glück, das mit einer Hochzeit endete.
Elisabeth Eickmeier - Westfälische Nachrichten vom 03.05.2006

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Überzeugender Sieg durch eine sehr stark besetzte Ersatzbank
Beckum. Stark gespielt! Und das von der Ersatzbank aus. Sie stand am Wochenende im kleinen Saal des Stadttheaters. "Kick & Rush" hieß das Spiel. Für Markus Berkemeier (Chrigel), Christian Kazcmarek (Mischa) und Christian Roggenkamp (Laurenz) unter der Regie von Kati Peterleweling und Jörg Fabrizius (Regieassistenz) ein Heimspiel. Ergebnis: mindestens 3:0 für die Gastgeber.
Filou glaubte, auf der WM-Welle mitschwimmen zu müssen und nahm "Kick & Rush" des Schweizer Autors Andri Beyelers ins Programm. Seine drei Akteure sind nicht die Stars auf dem Rasen, sondern drei mit dem Dauerabonnement auf die Ersatzbank. Jede Rolle im Stück eine Hauptrolle. Für jeden der drei Schauspieler eine enorme Herausforderung. Die Aufstellung: Mit Berkemeier, Kazcmarek und Roggenkamp drei jugendliche Amateure bei Filou, deren Ausbildung noch nicht abgeschlossen ist.
Die Aufgabe: Mit "Kick & Rush" ein Stück, das keine dramaturgische Meisterleistung ist, dem der Spannungsbogen fehlt. Das arm an äußerer Handlung ist. Eher eine statische erhaltensstudie der beiden permanenten Ersatzspieler Chrigel, Mischa und des trotz seiner Hilflosigkeit großspurig auftretenden Laurenz. Ein Stück, in dem die Kommunikation eher die Form des Monologs als die des Dialogs hat. Und was der Autor als Jugendsprache verkaufen will, ist gelegentlich der Ton der Großmutter aus dem Heidiland: "Schau mal, was der jetzt tut..."
Aber was haben die drei daraus gemacht: Die Resignation stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Der Frust des unspektakulären Daseins in der Reserve. Gegen das sie sich vergeblich auflehnen oder dem sie durch die Flucht in Träume zu entkommen versuchen. Kati Peterleweling hatte eine glückliche Hand bei der Besetzung: Markus Berkemeier, der blonde Rebell ohne jede Selbstkritik. Christian Kazcmarek, der eher Sanfte, Angepasste, und Schautalent Christian Roggenkamp als der besserwisserische, nervende Kommentator.
Und bei keinem von den dreien über die gesamte Spielzeit ein Durchhänger. Sie machten das Spiel an diesem Abend. Unterstützt durch eine einfallsreiche Inszenierung mit einem Trainer, der wie der Deus ex Machina den Ablauf aus dem Off steuerte. Der mehr als verdiente Beifall am Schluss kann als Glückwunsch gewertet werden für den überzeugenden Sieg des Ensembles über ein flaches Stück.
Ernst Eggert - Die Glocke vom 29. Mai 2006

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"Die Glocke" vom 14.08.2006:

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Die Glocke vom 29.08.2006:

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Die Glocke vom 02.10.2006:

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Die Glocke vom 05.12.2006:

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Die Glocke vom 24.02.2007:

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Die Glocke vom 26.02.2007:

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